Aki L., Bauleiter

Studienabschluss: Bauingenieurwesen Diplom

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Mein Name ist Alexander Lange. Ich bin 1970 in Potsdam geboren und auch hier aufgewachsen. Meinen Schulabschluss der allgemeinbildenden Polytechnischen Oberschule in der DDR hatte mit dem Absolvieren der 10. Klasse 1987 erreicht. Die „politische Zensur“ der DDR erlaubte mir nur in den Jahren 1987- 1989 den Beruf des Maurers zu erlernen. Das war eine sehr strenge und harte Ausbildung. Mein Ziel war es damals anders. Damals hegte ich den Wunsch, auf die Ingenieurhochschule Cottbus zu kommen und ein Studium als Bauingenieur zu machen. 1992-1994 bildete ich mich weiter und besuchte ich die Meisterschule in Caputh bzw. Rathenow. 1995 erhielt ich meinen Abschluss als Maurermeister. In den folgenden Jahren arbeitete ich als Polier und Meister bzw. Bauleiter in verschieden Baufirmen in Berlin oder Potsdam.
Die Beschäftigungen waren sehr abwechslungsreich und sehr nah an der Praxis, aber auch manchmal nur von kurzer Dauer. Das war teilweise sehr frustrierend. Am 9. November 2009 hörte die Rede unserer Bundeskanzlerin Angela Merkel, sie hat mich sehr nachdenklich gestimmt. Ich überlegte ob ich nach 20 Jahren Mauerfall beruflich an meinen Zielen angekommen war. Nein, dort war ich noch nicht! Ich fasste erneut den Entschluss ein Studium als Bauingenieur zu beginnen. Im Februar 2010 hatte ich meine Bewerbungen abgegeben, im August 2010 kam der positive Bescheid! Von September 2010 – September 2014 studierte ich an der FH Potsdam (Diplom- Bauingenieur).

Die jetzige Tätigkeit ist sehr abwechslungsreich. Ich arbeite in einem Berliner Architekten- und Ingenieurbüro. Wir arbeiten viel mit Berliner Wohnungsunternehmen zusammen. Die Erstellung von Leistungsverzeichnissen, Vergabegespräche, Auswertungen, Preisverhandlungen mit Baufirmen, Rechnungsprüfungen und deren Bauüberwachung vor Ort ist der Hauptschwerpunkt meiner Tätigkeit. Weiterhin werden von mir auch Bauteildatenblätter (Bestandsaufnahmen) angefertigt.

Das Interesse am Bau bestand für mich immer schon und war sehr groß. Ich habe mich für das Studium entschieden, weil für mich eine große Herausforderung (kein Abitur) darstellte, den Wunsch der Jahre zuvor wollte ich mir nun erfüllen. Weiterhin sind die Verdienstmöglichkeiten erheblich besser als mit einer Berufsausbildung oder Meisterabschluss. Potsdam war für mich ideal, da ich auch in dieser Stadt wohne.

1998 wurde ich als Polier mit dem Thema Altbausanierung konfrontiert. In der Lychener Str. in Berlin Prenzlauer Berg wurden Wohnungen saniert. Das war vollkommen anders als ein Neubau, jeden Tag konnte ich etwas dazulernen. Viele Schäden wurden erst im Verlauf der Bauarbeiten sichtbar und wurden in dieser Phase mit behoben. Mental war das wieder für mich eine große Herausforderung. 2015 hatte ich die erste große Baustelle zu leiten. Hauptschwerpunkt war die Strangsanierung. Im ersten Bauabschnitt gab es terminliche Schwierigkeiten mit der Baufirma. Das hatte mich beunruhigt. Es gab viele „ Krisensitzungen“, die sehr anstrengend waren. Die Ursachen der Terminverschiebungen wurden gemeinsam erkannt und im 2. Bauabschnitt nicht mehr gemacht. Bei meiner ersten Rechnungsfreigabe von ca. 250.000,00 € hatte ich ein komisches Gefühl. Es war für mich ungewohnt über sehr viel Geld zu entscheiden.

Ich denke, dass die Tätigkeit sehr abwechslungsreich ist und ich immer etwas Neues dazulerne.

Eine neue Baustelle bringt immer wieder neue Herausforderungen. 2019 startete eine Baustelle, die ich vorher noch nicht kennengelernt hatte. Ich musste mir in kürzester Zeit viel Wissen über die Baustelle aneignen. Das ist teilweise sehr schwierig, da man in seinen Gedanken immer noch auf der alten Baustelle ist, aber sich gleichzeitig auf etwas ganz Neues konzentrieren muss.

Eine große Menge an Erfahrungen konnte ich mir in 20 Jahren vor meinem Studium aneignen. Ich konnte dadurch auf ein solides Basiswissen zurückgreifen, um Zusammenhänge besser zu verstehen. Das Fach Statik fand ich anfangs sehr schwer, aber es hilft mir noch heute, Schäden am Bau richtig zu beurteilen und Lösungen zu finden. Im Fach Baukonstruktion ist viel Vorstellungskraft und Genauigkeit gefordert. Das Fach Baubetrieb ist jedoch das wichtigste Fach aus meiner Sicht, da man eigentlich jeden Tag mit Inhalten aus diesem Fach konfrontiert wird.

Ja, ich habe viele neue Freunde kennengelernt, die mir halfen, mit denen ich gemeinsam in der Zeit des Studiums übte und mein Wissen vertiefte. Auch heute habe ich noch zu vielen ehemaligen Kommilitonen einen guten Kontakt.

Das Interesse an naturwissenschaftlichen Fächern halte ich für eine Grundvoraussetzung. Gut ist auch ein Praxissemester vorher in einen Baubetrieb oder Architekten- und Ingenieurbüro zu absolvieren, um eine Vorstellung der Tätigkeiten nach Abschluss zu erhalten. Aktuell denke ich, ist es wichtig ein Hobby zu haben, um nicht „ die Arbeit mit nach Hause zu nehmen“. Das entspannt und man ist ausgeglichener.

In den letzten 3 Jahren gab es viele Neuerungen im Umgang mit Schadstoffen wie Bleiweiss an alten Fenstern, Polystyrol, Teer sowie Asbest. Auch das Thema Betonsanierung wurde nicht im Studium behandelt. Das müsste meiner Meinung nach unbedingt noch aufgenommen werden. Die Zusatzqualifikationen habe ich durch meinen Betrieb nachträglich erworben.

Ich denke, dass die Studieninteressierten sich sicher sein sollten, dass sie den Studiengang nur für sich machen und nicht für ihre Eltern oder Andere. Zeitmanagement und Kommunikation halte ich auch für wichtige Aspekte.

Quelle: privat